In meiner Kindheit und vor allem in der Zeit als Teenager fuhr unsere Mutter gelegentlich mit uns nach Mainz oder Frankfurt zum Shoppen. Für mich war es die Herrlichkeit und auch mein Bruder lernte diese Ausflüge zu genießen.
Ab und an fuhr ich auch später alleine nach Frankfurt zum Shoppen. Ich habe es genossen. So auch an einem meiner wenigen freien Nachmittage Anfang/Mitte der 90er Jahre. Ein Gang führte mich immer in das unterste Geschoss von Peek&Cloppenburg. Dort gab es damals einzelne Stände verschiedener Markenfirmen für junge Leute. Und ich war dort immer fasziniert. Ok ich wäre es wohl heute noch.
Da sprang mich förmlich eine Radlerhose an. In Türkis-Lila-Grautönen gestreift mit einem Fischeprint. Die sprach mich sofort an. Eine Figur für Radlerhosen hatte ich eigentlich nie. Aber damals trug man die eben. Und ich mochte an sich die formende Wirkung einer Radlerhose und dann ein längeres Shirt drüber.
Ich habe die Radlerhose schlussendlich gekauft, auch wenn sie selbst für damalige Preise sehr teuer war. Ich trug sie auch ewig und ständig. Irgendwann wurde sie zwischen den Oberschenkeln dünn. Da ich im Winter gerne was drunter trage, nutzte ich die Radlerhose weiter. Der dünnen Stelle zwischen den Oberschenkeln war das eher weniger dienlich.
Mittlerweile bestand die Hose aus mehr Löchern als Hose. Aber ich konnte mich immer noch nicht trennen. Wobei sich der Markenartikel bezahlt machte, denn die Teile, die keine Löcher haben, sind aus einem super Stoff.
So landete die Hose erst mal bei meinen Stoffresten. Letztes Jahr wollte ich dann Pantys daraus nähen und stellte fest, dass dazu der Stoff nicht wirklich reicht. Wegschmeißen konnte ich die geliebte Hose aber immer noch nicht. Zwischenzeitlich wurde es der Radlerhose Die Fischhose. Mit dem dezenten Hinweis, ich soll mich von dem Ding doch endlich mal trennen.
Irgendwann keimte der Gedanke, vielleicht kann ich daraus Sterne applizieren. Da mir beim Ausmisten meines Kleiderschrankes auch massig weiße T-Shirts anfielen, wären ja Applikationen auf Pantys möglich.
Nun wurde mein Kleiderschrank durch ein Grau-Lila Top bereichert. Als ich es in die Finger bekam, war der zweite Gedanke, das Top passt doch farblich zur Fischhose. Darauf könnte man doch auch applizieren. Und Sterne gehen bei mir ja immer.
Da ich Pfingsten kreativ nutzen wollte, hat mich gestern Abend Robert Langdon begleiten dürfen, während ich das schlichte Top aufpeppte. Die meiste Arbeit war eindeutig das Ausschneiden der Sterne. Erst aus Papier, dann aus Vlieseline und nachher die Sterne aus Stoff. Ich habe die Sterne mit einem Stretchstich aufgenäht. An sich nervt mich der Stich, weil es einfach ewig dauert. Aber das ging an sich relativ flott.
Irgendwie mag ich es, wenn selbst gemachte Dinge eine Geschichte haben. Und ich mag mein neues Top.
Beim Nähen stellte ich fest, dass ich irgendwie stolz auf mich bin, dass ich die letzten Jahre so hartnäckig dran geblieben bin. Vor einem Jahr wäre ich an der Aufgabe wahrscheinlich verzweifelt. Wobei mich durchaus Menschen weiter gebracht haben, die mich in irgendeiner Form unterstützt, mir Mut gemacht und mich angefeuert haben.
Ich möchte mich deshalb bei Maria von widerstandistzweckmaessig, Augusta, deren Upcycling-Linkpartys mich immer wieder inspirieren und allen anderen Kommentatoren bedanken, die mich in irgendeiner Form motivieren.
Mein Dank geht auch an: Evi, dir mir gezeigt hat, was Perfektionismus ist. Emma, die wie ich aus allem irgendwas macht. Ingrid, Jürgen, Nicky, Minzchen, Yasemin, Nadine, Rita, Gudrun und vielen anderen, die mich immer wieder zum Weitermachen motiviert haben. Meiner Kollegin Gudrun habe ich schlussendlich das Grundshirt zu verdanken.